Wie geplant war ich auch dieses Jahr gemeinsam mit vielen Anderen unterwegs, um gegen das „Neonazifest der Völker“ zu demonstrieren. Dieses Jahr ging es nach Pößneck. In vielen Vorbereitungstreffen ist es nicht gelungen die Bürger_innen der Stadt von einer Verhinderung des Nazifestes zu überzeugen. Eine Meile der Demokratie mit tollen politischen Reden war am 12.09.2009 die Antwort der Stadt auf die rechtsextreme Veranstaltung zu der nach eigenen Angaben gerade einmal 500 Besucher_innen angereist waren. Gerechnet wurde wohl mindestens mit 1000. So lassen sich die Nazis in ihren Foren momentan darüber aus, dass die Polizei viele ihrer Besucher aufgrund von Blockaden in der Stadt nicht zum Schützenhaus, dort fand das Nazifest statt, durchgelassen hätten. Ein Erfolg könnte man meinen. Wer aber genau hingesehen hat, konnte die Spaltung genauestens analysieren. Die „wahren Demokraten“ feierten an der Jüdeweiner Kirche bei Bier und Bratwurst und Infoständen, dass sie gegen Nazis sind. Lediglich die Spitzenpolitiker_innen von CDU, SPD, LINKE und Grünen liefen gemeinsam mit einigen Antifas und Bürger_innen im Schlepptau durch die Polizeiketten in Richtung „Schützenhaus“. Leider wurden die Politiker_innen mit Beleidigungen und Schmähungen von den anwesenden Antifademonstrant_innen begrüßt, welche nicht verstanden hatten, dass ohne den Einsatz der so Geschmähten, keiner der Ihren mehr durch die Polizeiketten gekommen wäre. Weitere Eindrücke konnte ich mitnehmen, als ich mit einem JG Vertreter aus Jena über die Situation des „Jenaer Aktionsnetzwerkes“ gesprochen habe. Dieser teilte mir mit, dass er froh wäre wenn die garnicht aus Jena weggekommen wären „Sollen die doch Jena blockieren und uns in Ruhe lassen“ schmetterte er mir entgegen. Als dann noch einer der Organisatoren der Antifademo Redezeit für Politiker gegen Geld angeboten hatte, ist mein komplettes Verständnis den Bach runter gegangen. Ich finde wir müssen die Bündnisse der letzten Jahre, ob bürgerlich oder Antifa, ob auf Blockade ausgerichtet oder auf Bratwurst und Musik wieder zusammen bringen und eine Diskussion entfachen. Die einzelnen Gruppen alleine schaffen es nicht aber wenn alle gemeinsam sich auf den damaligen gemeinsamen Nenner von Jena 2005 einigen, sind Erfolge im Nazifeste verhindern wieder möglich. Mit Spaltung und Streit erwirken wir das Gegenteil. Jedenfalls bin ich mit einem ganz schlechten Gefühl am Abend nach Hause gefahren und dass lag nicht nur an brutalen Polizisten und biertrinkenden grinsenden Nazis, welche wir auf unserem Heimweg noch antrafen.
Weitere Dinge welche ich gesehen habe waren Polizisten, die 30 friedlichen Menschen mit Kindern den Weg zur Meile der Demokratie versperrten und dies mit den Worten „Blockieren könnt ihr aber warten wohl nicht“ kommentierten und 2 Polizisten die schauen wollten, ob man einen Menschen wie ein Ei aufschlagen könnte. Fürchterlich diese Polizisten an solchen Tagen.