Lesenswertes aus und über Italien: Acqua Mortale & Der Tote am Lido

24. Juli 2013

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Während meines Aufenthaltes in Ferrara (Italien) im Rahmen des europäischen Generalstreiks am 14. November 2012 habe ich nicht nur eine ganz neue gewerkschaftliche Streikkultur erleben dürfen, sondern auch einen sehr interessanten Menschen kennengelernt. Christian Försch, der für mich als Dolmetscher ein sehr angenehmer Begleiter war, lebt mit seiner Familie sowohl in Italien als auch in Deutschland. Am Tag meiner Abreise letztes Jahr schenkte er mir seinen Kriminalroman „Acqua Mortale“. Es geht um einen Journalisten namens Kaspar Lunau, der eigentlich wegen eines Gerichtsprozesses um einen durch die Polizei zu Tode geschlagenen Jugendlichen, nach Ferrara reist, um dann aber in einen Sog aus Gewalt, Politik, Lügen und Mord gezogen zu werden, aus dem er gerade so entkommen kann. Nach dem ich dieses hochgradig spannende Buch, welches in Ferrara selbst spielt, gelesen habe, haben wir uns vor einiger Zeit in Berlin auf einen Kaffee wiedergetroffen und ein spannendes Gespräch über den derzeitigen politisch durchaus instabilen Zustand Italiens geführt. Dort gab mir Christian auch die Fortsetzung, also sein neues Buch, welches ebenfalls wieder in der Region um Ferrara spielt und sich unter anderem mit dem Problem der illegalen Muschelzucht und deren Protagonisten auseinandersetzt. In diesem Zusammenhang habe ich Christian eine Frage gestellt, die mich seit dem ersten Buch von ihm nicht in Ruhe gelassen hat:

„Wieso schreibst du Kriminalromane und vor allem wieso über derartige Themen über die in Italien nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen wird“? Christians Antwort war eindeutig: „Weil ich schreiben muss. Ungerechtigkeiten haben mir noch nie Ruhe gelassen. Es fügt sich einfach alles zu einem Ganzen was dann raus und auf Papier muss!“

Mit dieser Antwort im Kopf und dem Wunsch wissen zu wollen was aus Kaspar Lunau wird, wohin er, der eigentlich nur Features fürs Radio machen wollte und dann ungewollt zum Ermittler in Mordfällen wird, sich entwickeln wird, habe ich dann heute endlich die Zeit gehabt auch das zweite Buch zu lesen. „Der Tote am Lido“ ist ein Buch welches seinen Vorgänger toppt. Am einfachsten lässt es sich vielleicht beschreiben mit einem Zitat aus dem Buch:

„Wie sollte Lunau gegen so jemanden kämpfen? Ohne Waffe? Hendrik hatte Recht. Es war unmöglich. Lunau war an eine Grenze gestoßen. Er hatte sich mit Konzernen und Politikern, mit Bürgerkriegsparteien und modernen Sklavenhändlern in der dritten Welt angelegt. […] Aber für die Organisation für die de Santis stand, waren das überschaubare Risiken.“

Im ersten Buch deckt Kaspar Lunau ein perfektes illegales System auf und begibt sich in größte Gefahr. Im zweiten Buch ist das System noch perfekter und die Gefahren für Lunau und die Menschen denen er nahe steht, sind wesentlich heftiger. Christian Förschs Bücher rütteln auf und machen nachdenklich. Nachdenklich über ein geduldetes illegales System in Italien welches vor allem durch die Krise mehr und mehr verschärft wird. Auch die Zusammenhänge zur wieder erstarkenden rechtsextremen Lega Nord, kommen in beiden Büchern nicht zu kurz.

Kurzum. Ich kann diese beiden Bücher nur wärmstens empfehlen und hoffe jetzt bereits auf eine Fortsetzung. Eine Fortsetzung unserer Gespräche und vor allem der spannenden Lunau Romane.

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Bestellen könnt ihr die Bücher hier: http://www.aufbau-verlag.de/index.php/der-tote-am-lido.html

Mehr über Christian: http://www.christianfoersch.de